Philosophie Lexikon der Argumente

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Ästhetik: Ästhetik ist in der philosophischen Tradition allgemein die Lehre von der Wahrnehmung. Im engeren Sinn ist es die Untersuchung der Frage, warum wir gewisse Dinge schön bzw. hässlich finden. Hier werden geschichtliche Wandlungen ebenso berücksichtigt wie kulturelle Unterschiede. In der Moderne kommt die Fragestellung nach der aufklärerischen Wirkung und der gesellschaftlichen Gestaltungsmacht von Kunstwerken hinzu. Siehe auch Kunst, Kunstwerke, Schönheit, Wahrnehmung, Gesellschaft, Autonomie, Erkennen.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Johann Gottlieb Fichte über Ästhetik – Lexikon der Argumente

Gadamer I 63
Ästhetik/Schlegel/Fichte/Gadamer: Kants Begründung der Ästhetik auf den Geschmacksbegriff kann (...) nicht recht befriedigen. Es liegt weit näher, den Geniebegriff, den Kant als transzendentales Prinzip für das Kunstschöne entwickelt, als universales ästhetisches Prinzip zu verwenden. Er erfüllt weit besser als der Begriff des Geschmacks die Forderung, gegen den Wandel der Zeit invariant zu sein. Der kantische Satz „Schöne Kunst
Gadamer I 64
ist Kunst des Genies“ wird (...) zum transzendentalen Grundsatz für die Ästhetik überhaupt. Ästhetik ist am Ende nur als Philosophie der Kunst möglich.
Schlegel/Fichte/Gadamer: Es war der deutsche Idealismus, der diese Konsequenz zog. Wie sich
Fichte und Schelling auch sonst an Kants Lehre von der transzendentalen Einbildungskraft anschlossen, so haben sie ebenso für die Ästhetik von diesem Begriff einen neuen Gebrauch gemacht. Im Unterschiede zu Kant wurde damit der Standpunkt der Kunst als der der bewusstlos genialen Produktion allumfassend und umschloss auch die Natur, die als Produkt des
Geistes verstanden wird.(1)
Damit aber haben sich die Grundlagen der Ästhetik verschoben. Wie der Begriff des Geschmacks wird auch der Begriff des Naturschönen entwertet, bzw. anders verstanden. Das moralische Interesse am Schönen der Natur, das Kant so enthusiastisch geschildert hatte, tritt nun hinter der Selbstbegegnung des Menschen in den Werken der Kunst zurück. >Naturschönes/Hegel
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Gadamer I 65
Ästhetik/Fichte/Gadamer: (...) Kants wesentliches Anliegen, eine autonome, vom Maßstab des Begriffs befreite Grundlegung der Ästhetik zu leisten und die Frage nach der Wahrheit im Bereiche der Kunst überhaupt nicht zu stellen, sondern das ästhetische Urteil auf das subjektive Apriori des Lebensgefühls, die Harmonie unseres Vermögens zur „Erkenntnis überhaupt“zu begründen, die das gemeinsame Wesen von Geschmack und Genie ausmacht, [kam] dem Irrationalismus und dem Geniekult des 19. Jahrhunderts entgegen.
Genie/Fichte: Kants Lehre von der „Steigerung des Lebensgefühls“ im ästhetischen Wohlgefallen förderte die Entfaltung des Begriffes „Genie“ zu einem umfassenden Lebensbegriff, insbesondere nachdem Fichte den Standpunkt des Genies und der genialen Produktion zu einem universalen transzendentalen Standpunkt erhoben hatte. So kam es, daß der Neukantianismus, indem er alle gegenständliche Geltung aus der transzendentalen Subjektivität abzuleiten suchte, den Begriff
Gadamer I 66
des Erlebnisses als die eigentliche Tatsache des Bewusstseins auszeichnete.(2) >Erlebnis/Gadamer.

1. Bis zu welchem Grade der zwischen Kant und seinen Nachfolgern eingetretene Wandel, den ich durch die Formel "Standpunkt der Kunst"zu kennzeichnen suche, das universale Phänomen des Schönen verdunkelt hat, kann das erste Schlegelfragment (Friedrich Schlegel, Fragmente, Aus dem Lyceums 1797) lehren: »Man nennt viele Künstler, die eigentlich Kunstwerke der Natur sind«. In dieser Wendung klingt Kants Begründung des Geniebegriffs auf die Gunst der Natur nach, wird aber so wenig mehr gewürdigt, dass sie im Gegenteil zum Einwand gegen ein seiner selbst zu wenig bewusstes Künstlertum wird.
2. Es ist das Verdienst der Schrift von Luigi Pareyson, L'estetica del idealismo tedesco, 1952, die Bedeutung Fichtes für die idealistische Ästhetik zur Geltung gebracht zu haben. Entsprechend ließe sich innerhalb des Ganzen der neukantianischen Bewegung die geheime Fortwirkung Fichtes und Hegels erkennen.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Fichte I
Johann Gottlieb Fichte
Zur Politik, Moral und Philosophie der Geschichte Berlin 1971

Gadamer I
Hans-Georg Gadamer
Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010

Gadamer II
H. G. Gadamer
Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977

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